Winzerarbeit von Jänner bis Juni
Winzer leben und arbeiten mit der Natur. Wetter und Sonnenstunden, Niederschlag und Temperatur lassen sich nicht beeinflussen. Jedes Winzerjahr ist anders und dennoch gibt es einen wiederkehrenden Rhythmus im Laufe der Jahreszeiten. Wie der aussieht, erzählen wir Ihnen in zwei Teilen. Heute sehen wir uns das erste Halbjahr genauer an.
Gleich vorweg: Eine Pause kennt das Winzerjahr nicht. Weingärten und Rebstöcke wollen rund ums Jahr gehegt und gepflegt werden, auch die Kellerarbeit sorgt für anhaltende Beschäftigung. Dabei wird dem Winzer größtmögliche Flexibilität abverlangt und nur die gelungene Anpassung an die natürlichen Gegebenheiten erringt den ersehnten Lohn: perfekte Weine, die den Geschmack des Burgenlands in die Flasche bringen. So sehen die ersten sechs Monate des Winzerjahres aus:
Jänner und Februar – Zeit für Rebschnitt und Keller
Kaum zeigt der Kalender die ersten Tage des neuen Jahres an, geht’s an den jährlichen Rebschnitt. Ausgestattet mit gut geschärften Rebscheren wird jetzt festgelegt, wieviel Trauben jeder Weingarten bringen soll. Dabei spielen jahrzehntelange Erfahrung und auch ein Quäntchen Philosophie die entscheidenden Rollen. Rebsorte, Lage und angepeilte Qualität lassen die Zeilen in dem einen Weingarten mit einer Rute pro Stock zurück, der Nachbar setzt eventuell auf zwei bis vier Ruten, weil er ja doch noch mit Spätfrost rechnet. Mehrere Wochen investiert der Winzer in den Rebschnitt, der Initialzündung für den Wein des neuen Jahres.
Im Keller ist der Wein des Vorjahres jetzt auf der Zielgeraden. Winzer achten genau darauf, die vorhandenen Holzfässer spundvoll zu halten, das heißt, den Schwund, der durch Verdunstung entsteht, immer wieder mit Wein auszugleichen. Mit ebenso viel Sorgfalt wird der junge Wein nun immer wieder verkostet. Die Qualität wird geprüft und Pläne für einmalige, köstliche Cuvées werden entworfen. Die ersten Weine werden von der Hefe gezogen und für die Abfüllung in die Flasche vorbereitet.
März und April – perfekt für Neuanlage und Bodenpflege
Nach den kalten Wintertagen beginnt im März die Vegetationsperiode der Rebstöcke. Schneidet man jetzt eine Rute ab, tritt Wasser aus, sie „blutet“. Das zeigt, dass der Rebstock kräftig Wasser aus dem Boden zieht und Kraft für die folgenden Monate tankt. Stehen die Reben „im Saft“, sind sie elastischer, sie können besser gebogen und am Haltedraht fixiert werden, ohne dass sie brechen. Die Ruten treiben so gleichmäßig aus und die Triebe streben gut verteilt in die Höhe. Im April folgt der Austrieb der Reben: Die „Augen“ öffnen sich und entlassen hellgrüne Triebspitzen in die Frühlingsluft. Drohen jetzt Nachtfröste, wehren die Winzer diesen mit Rauch von entzündeten Strohballen oder Frostberegnung.
Während dieser beiden Monate schenkt der Winzer auch dem Boden im Weingarten besondere Aufmerksamkeit. Die Erde zwischen den Zeilen, in den sogenannten Rebgassen, wird umgebrochen, gelockert und zum Teil begrünt. Dabei wird besonders auf die Verwendung von Saatmischungen gesetzt, die die Biodiversität im Weingarten fördern, den Boden und damit auch die Reben gesund erhalten. Das Mulchen von begrünten Rebgassen führt dem Boden wichtige Nährstoffe zu und schützt zudem vor Austrocknung. Im Keller werden die Weine des Vorjahres nun abgefüllt, etikettiert und ausgeliefert.
Mai und Juni – Ausbrechen, Jäten und Einstricken
Was recht ungewöhnlich klingt, sind Bezeichnungen für die Laubarbeit, die entscheidend für die erwünschte Qualität der Trauben ist. Überzählige Triebe am Rebstamm - Wasserschosse, Doppel- und Kümmertriebe - werden entfernt, im Winzerjargon „ausgebrochen“ oder „gejätet“. Danach werden die erhaltenen Triebe in den Drahtrahmen „eingestrickt“, wir würden vielleicht sagen: eingefädelt. So entsteht eine luft- und sonnendurchlässige Laubwand, die für das Traubenwachstum förderlich ist und den Weingarten widerstandsfähiger gegen Pilzbefall und Schlechtwetter macht.
Die Weinblüte, die im Mai beginnt, wird mit Spannung erwartet. Jetzt freut sich der Winzer über warmes und trockenes Wetter, denn Regen und Kälte führen während der Blüte zum „Verrieseln“. Dabei stößt der Weinstock Blüten und schon ausgebildete kleine Beeren ab – der Ertrag leidet. Während der Blüte geht die Laubarbeit unvermindert weiter: Die Umgebung der Trauben wird schon vorsichtig ausgelichtet, um die besten Licht- und Luftverhältnisse zu schaffen. Geht alles gut, versprechen viele kleine Weinbeeren schon bald eine gute Ernte!
Ein Winzerjahr in Weingarten und Keller ist eine überaus spannende Reise mit der Natur. Sie wollen mehr erfahren? Dann nehmen Sie an einer Führung in der Sektkellerei SZIGETI in Gols teil!
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